Grünes Band: Wandern im ehemaligen Sperrgebiet

Ein bisschen stolz bin ich schon. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so viele Kilometer zu Fuß zurückgelegt zu haben. Normalerweise wähle ich Wanderstrecken zwischen 10 und 15 Kilometern. Dieses Mal waren wir 26 Kilometer auf dem Grünen Band in Brandenburg unterwegs. Was für ein Spaß!

In den Osterferien haben wir einen kleinen Abschnitt der ehemaligen innerdeutschen Grenze erkundet. Wir sind vom brandenburgischen Lenzerwische/GT Kietz bis ins 13 Kilometer entfernte Lenzen und zurück gelaufen. Obwohl der Elbedeich streckenmäßig keine Überraschungen bereithält, hätte unsere Wanderung kaum abwechslungsreicher sein können.

Wunschliste: Grünes Band

Grünes Band

Endlose Weite: Einst Sperrgebiet, heute Naturraum für Seeadler, Kranich und andere Tierarten. Fotos: Susanne Engelke

Das Grüne Band stand schon sehr, sehr lange auf meiner Wanderwunschliste. Als ich den Auftrag bekam, über eine Wanderung entlang des ehemaligen Grenzstreifens zu schreiben, war ich schnell Feuer und Flamme und buchte eine schöne Unterkunft.

Auf dem Elbedeich flussaufwärts

Meine Familie, mein Mann, unsere beiden Kinder (12 und 16 Jahre), Labradoodle Hündin Bella und ich, übernachteten im Landhaus Elbeflair direkt hinterm Deich, eine empfehlenswerte, kleine Pension in einem alten Bauernhaus.

Von Kietz nach Lenzen

Für Mittwoch war super Wetter gemeldet. Wir planten von der Pension ins nächstgelegene Städtchen Lenzen zu laufen. Das sind rund 13 Kilometer. Wie wir nach Hause kommen würden, ließen wir zunächst offen: Bus, Taxi oder zu Fuß. Das wollten wir spontan entscheiden.

Los ging’s um 10 Uhr. Mit Rucksack und etwas Proviant bepackt, machten wir uns auf den Weg gen Süden. Immer der Nase nach - auf dem Elbedeich flussaufwärts.

Uralte Bäume und unendliche Weite

Was uns in den kommenden Stunden auf dem Deich erwartete, wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und lässt sich an dieser Stelle nur schwer beschreiben.

Dieser einzigartige Landstrich - der ehemalige Grenzstreifen, heute Naturschutzgebiet und Biosphärenreservat - beeindruckt mit einer Fülle an natürlichen Reizen. Uralte, knorrige Bäume, Sumpfwiesen und die endlose Weite der Flussauen ließ uns schnell den Alltag vergessen.

Klappernde Storche begrüßten uns von ihren Nestern, und über uns kreisten die Seeadler. Auf den Wiesen grasten Rinder, und Lämmer wagten ihre ersten Schritte. Wir zogen vorbei an ursprünglichen Hofstätten und hübsch hergerichten Gärten, an kleinen Cafés und erfreuten uns an jedem Baum und Strauch, der unseren Weg säumte.

Wandern macht glücklich

In Lenzen steht noch ein alter Grenzturm der DDR.

Nach rund vier Stunden erreichten wir die Fähre in Lenzen und den dortigen ehemaligen Grenzturm der DDR. Der Gedanke an die Teilung Deutschlands treibt mir immer noch einen Schauer über den Rücken. Ich bin zwar in Westdeutschland aufgewachsen, doch die DDR war immer ein Thema für mich. Ich trage heute meinen Teil dazu bei, die Erinnerung wachzuhalten.

Die Geschichte der DDR

Ich kann mich noch gut an eine Busreise mit der Werbegemeinschaft unserer Kleinstadt erinnern. Damals, 1989, wurden wir in “Erichs Lampenladen”, im ehemaligen “Palast der Republik” empfangen. Auch sonst habe ich vielfältige Berührungspunkte. U.a. bin ich mit einer Nachbarin aufgewachsen, ein enge Freundin meiner Familie, deren Schwester und Familie in Thüringen lebte.

Verschnaufpause an der Fähre Lenzen

Mit unseren Kindern waren wir vergangene Woche auch im Grenzlandmuseum Schnackenburg. Ein kleines, sehr empfehlenswertes Museum zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands.

Eine Museumsmitarbeiterin erzählte mir von der Entwicklung Schnackenburgs. Früher Grenzort in Niedersachsen. Heute gibt es nicht mal mehr einen Supermarkt. Zu DDR-Zeiten mussten die Frachtschiffe über Nacht in Schnackenburg Halt machen, weil der Grenzverkehr nur tagsüber abgewickelt wurde.

Heute ist der Fährbetrieb zwischen Niedersachsen und Brandenburg an dieser Stelle eingestellt. Es sei kein Geld für die Reparatur der Fähre da, erzählt mir die Mitarbeiterin.

Pause auf der Burg

Nach einer kleinen Verschnaufpause an der Fähre in Lenzen wanderten wir ein paar Kilometer ins Landesinnere ins Dorf Lenzen. Unser Ziel die Burg Lenzen, Hotel, verganes Restaurant und Museum des BUND.

Da das öffentliche Verkehrsnetz in der Region sehr eingeschränkt ist (es gibt einen Rufbus, aber der wollte unsere Hündin nur mit Maulkorb befördern, den hatten wir nicht zur Hand), entschieden wir uns, zu Fuß zurück zu gehen.

Mit letzter Kraft

Nocheinmal 13 Kilometer. Mittlerweile war die Sonne rausgekommen – und wir genossen das schöne Wetter auf dem Elbedeich. Die ersten Kilometer fielen noch leicht. Ab Kilometer 20 wurde es dann langsam schwerfällig. Kilometer für Kilometer kämpften wir uns weiter vor. Mit letzter Kraft erreichten am frühen Abend wieder unsere Pension. Pünktlich zum Abendessen.

Einmal mehr spürte ich in der Bewegung, was mich wirklich begeistert. Wandern macht einfach glücklich!

BEWEG DICH, DANN BEWEGT SICH WAS!

 

MEHR INFORMATIONEN

  • Auf burg-lenzen.de findet ihr weitere Infos und Tipps zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.

  • Übernachten könnt ihr in schönen Ferienwohnungen und Pensionen direkt am Deich, wie unser Landhaus Elbeflair.

  • Zum Weiterlesen: Vom BUND gibt es eine Buchreihe BUND - Grünes Band. Hier findet ihr Infos zu den Etappen.

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